Die Weinbergschnecke

Die Schnecke hat sich weltweit in verschiedenen Originalrezepten einen Platz erobert, und dies reicht weit in die Vergangenheit zurück. Prähistorische Funde aus der Steinzeit belegen, dass Schneckenhäuser neben Vogelknochen und Muschelschalen zu den beliebtesten Speisen gehörten. Insbesondere seit dem Mittelalter gewannen Schnecken in unseren Breiten zunehmend an Bedeutung. Dabei durchlief die Schnecke verschiedene Wertigkeitsstadien – von einem einfachen Gericht für Menschen mit bescheidenen Mitteln nach dem Krieg bis hin zur willkommenen Proteinquelle für Mönche und Geistliche während der Fastenzeit.

Wien etablierte sich als Schneckenhochburg mit einem eigenen Schneckenmarkt für die "Wiener Auster", wie die Schnecke auch genannt wird. Doch aufgrund des langsamen Fortpflanzungszyklus der Weinbergschnecke, der drei Jahre bis zur Geschlechtsreife dauert, wurde der jährliche Schneckensammelprozess zum Risiko für den Bestand. Seit den 1970er Jahren steht die Weinbergschnecke unter Naturschutz, und das Sammeln in der freien Wildbahn ist verboten. Dies führte dazu, dass die Beschaffung von frischem Schneckenfleisch schwieriger wurde, und die Weinbergschnecke langsam von den Speisekarten verschwand.

In den letzten Jahren haben Pioniere der Schneckenzucht in Zusammenarbeit mit der gehobenen Gastronomie die "Escargot" (Speiseschnecke) wieder in den kulinarischen Fokus gerückt. Auf den internationalen "Food Messen" ist die Schnecke Teil des sogenannten "Future Food". Sie benötigt etwa 80% weniger wertvolle Ressourcen als herkömmliche Fleischproduktion, darunter nur einen Bruchteil der landwirtschaftlichen Fläche, Futtermittel und Wasser, um die gleiche Menge Muskelfleisch zu produzieren. Dies geschieht ohne die Emission von treibhausgasproduzierender Gülle.

Die Weinbergschnecke avanciert somit nicht nur zu einer schmackhaften und proteinreichen Delikatesse, sondern auch zu einer besonders nachhaltigen Nahrungsquelle für die Zukunft